Fettes Brot - Strom und Drang

Fettes Brot - Strom und Drang 
VÖ.: 14.03.2008



Eines muss ich den Broten lassen – für Überraschungen waren sie schon immer gut. Hier ihre Hamburg-Hymne 'Nordisch By Nature', da ihre Kollaboration mit Tocotronic namens 'Nicolette Krebitz Wartet'. Für ihre Best-Of-DVD wurde gar eine Art Rahmenhandlung inszeniert und mit Bandpseudonymen wie D.O.C.H. und Bette Frost neue Freiräume geschaffen. Auf 'Demotape' haben die drei noch kindisch ihr Alter geleugnet, um dann 2005 mit 'Am Wasser Gebaut' doch schließlich erwachsen zu werden. 

Was soll da bei 'Strom Und Drang' eigentlich folgen? Der Versuch, das Beste aus alledem noch einmal schön durchzukneten.

Gleich das erste Stück 'Lieber Verbrennen Als Erfrieren' wartet mit einer unerwarteten Mischung aus Kopfnicker-Beat, Soundspielereien, ziemlich hohem Gesang und einem gelungenen Songtext über die Freiheit der Jugend auf: „Wir sind jung. Wir sind frei. Das ist unsere Stadt./ Wir haben nichts zu verlieren./ Es ist soweit. Ich bin dabei, denn das ist unsere Nacht./ Lieber verbrennen als erfrieren.“

Gleich darauf folgt das als Single bereits voraus geschickte 'Bettina, Zieh Dir Bitte Etwas An'. Wen das von Modeselektor produzierte Instrumental dabei zu sehr an Deichkind oder 'Schwule Mädchen' erinnert, sollte mal den sehr angenehmen Remix von Superpunk auf der Maxi antesten. Trotz des Mitgröhl-Refrains („Bettina, pack deine Brüste ein.“) ist das Ganze die Abrechnung mit einer Gesellschaft, die auf dem Bildschirm am liebsten nackte Tatsachen sieht. Was ja nicht schlecht ist. Hätte so aber wahrscheinlich niemand von den Broten erwartet. Schließlich war eines ihrer letzten Lebenszeichen die im Rootsreggae gehaltene Vergangenheitsbewältigung 'Opa Erzählt Vom Krieg', die sie für die Scheibe der Far East Band beigesteuert hatten. Von diesem musikalischen Ausflug ist aber auf 'Strom Und Drang' nichts zu merken.

Dafür scheint 'Das Traurigste Mädchen Der Ganzen Stadt' irgendwie vom schmalzigen 80's Flashback beeinflusst, während bei 'Erdbeben' der Weg zur karibischen Dancehall nicht mehr ganz so weit ist. Mit 'Das Allererste Mal' rocken sie schräg wie damals mit D.O.C.H. und bei 'Der Beste Rapper Deutschlands Ist Offensichtlich Ich' muss ich irgendwie an ihr schreckliches 'The Grosser' denken.

Apropos, Coversong: Das alberne 'Schieb Es Auf Die Brote' ist von 'Blame It On The Boogie' inspiriert. Da finde ich ihre Live-Version von der Clash-Anleihe 'Hamburg Calling', die als Bonus auf der 'Bettina'-Maxi zu finden ist, echt viel gelungener. Alles in allem hatten Fettes Brot jedenfalls eindeutig schon bessere Momente. Da helfen leider auch nicht Gäste wie Bernadette La Hengst, Finkenauer und Mieze von Mia. Der Funke bei 'Strom Und Drang' will nicht immer richtig überspringen – auch wenn das Artwork etwas anderes verspricht.

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